Mallorca Zeitung

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Musical-Star und Mallorca-Residentin: Carolin Fortenbacher über den Erfolg, ABBA und die Frage, ob sie eine Diva ist

Carolin Fortenbacher gehört zu den großen Namen der Musical-Szene in Deutschland. Jetzt hat sie sich auf Mallorca niedergelassen – und plant ihren ersten Inselauftritt

Carolin Fortenbacher tritt am 10. und 11. Mai auf Mallorca auf Carolin Windel

Mit der Hauptrolle im ABBA-Erfolgsmusical „Mamma Mia!“ gelang Carolin Fortenbacher 2002 der Durchbruch. Seitdem ist sie künstlerisch vielfältig aktiv. Kenner loben ihre Stimmgewalt und ihre unvergleichliche Bühnenpräsenz, Fans lieben ihren Hang zu Stilbruch und krassen Gegensätzen. Beim Telefoninterview mit der MZ ist Fortenbacher (Hamburg, 1963) herzlich, aber schwer zu greifen.

Viele Fans identifizieren Sie bis heute mit der „Donna“ aus „Mamma Mia!“. Auch sie hat sich für ein Leben auf einer Insel entschieden, um dort ihr Ding zu machen.

Ja genau, das war immer mein Ausgangspunkt. Ich war vor „Mamma Mia!“ schon auf Mallorca, aber kurz nachdem das angelaufen war, 2003, habe ich mit einem befreundeten Pärchen erstmals eine Wohnung hier genommen. Zwar merkte ich nach einer Weile, dass es sich für mich nicht lohnt, weil ich da noch dauernd in Hamburg spielte. Aber schon damals habe ich gedacht, dass ich irgendwann mal fest hier sein möchte und auch etwas in die Wege leiten will. Wie die Donna, ja. (lacht)

Und vor drei Jahren war es dann passender?

Tatsächlich steckt ein wirklich grausames Schicksal dahinter. Das befreundete Paar, mit dem ich damals die Wohnung geteilt hatte, starb plötzlich. Er bei einem Unfall, sie drei Monate später an Krebs. Ich kam auf die Insel, um ihre erwachsene Tochter zu unterstützen. Ich habe meine Zelte in Hamburg nicht ganz abgebrochen, weil ich ja immer noch in Deutschland arbeite, aber ich habe meine Wohnung dort untervermietet und bin mit meinem Auto von Hamburg über Umwege auf die Insel gefahren. Als ich alles vollgepackt hatte, fühlte es sich wirklich an, als wenn ich auswandere. Seit vergangenem Jahr wohne ich jetzt mit einer Freundin aus Hamburg in einem tollen Haus im Südosten der Insel.

Am 10. und 11. Mai treten Sie erstmals auf der Insel auf, in der Bodega Can Gats in Santanyí, auch mit Auszügen aus ihrem Programm „ABBA macht glücklich“. Macht ABBA nach so vielen Jahren wirklich immer noch glücklich?

Das ist dieses Luxusproblem, das viele Künstler haben, die mit einer Sache berühmt geworden sind. Ich habe in 40 Jahren auf der Bühne so viele Sachen gemacht, und sie sind alle fantastisch. Aber es wird am meisten ABBA gebucht. Ich versuche heute, ein Programm zu machen, das die vergangenen Jahrzehnte vereint, und da ist dann auch etwas ABBA drin. Das ist okay, aber dann wird es auch mal beiseitegeschoben. Denn tatsächlich macht es auch irgendwann nicht mehr glücklich. Aber ich habe insofern unglaublich viel Spaß, als dass diese Abende so frei sind. Wir improvisieren unglaublich viel, ich erzähle Geschichten, entertaine. Aber es gibt eben auch „Waterloo“, allerdings als Salsa-Nummer.

Warum kommt ABBA so gut an?

ABBA auf Deutsch, das ist für die Deutschen wie Schlager. Ich mag Schlager nicht, die sind nicht so mein Ding. (grinst) Aber die ABBA-Musik ist ja schön, und das Stück im Musical hat ja auch einen tieferen Inhalt. Damals, im Jahr 2002 in Hamburg, war es das erste Mal, dass das Musical außerhalb von London und auf einer anderen Sprache als Englisch aufgeführt wurde. Keiner wusste, wie es ankommt. Aber es war ein richtiger Hype.

Sie haben sich nicht auf dem Erfolg ausgeruht, sondern sich ab 2008 sogar teilweise vom Musical entfernt. Warum?

Es gab ein Leben vor „Mamma Mia!“ und eines danach. Nach 1.200 Shows in fünf Jahren hatte ich einen Plattenvertrag. Und dann war ich beim Grand-Prix-Vorentscheid 2008. Es hat sich so ergeben. Bis dato hatte ich stets mit Choreograf, Bühnenbildner und Regisseur zusammengearbeitet, war in dem Sinne nicht selbstständig in meinem Wirken. Und auch dort schauten andere, was zu mir passt, und machten mich von einer Art Pink auf Deutsch zur heutigen poppigen Milva. Aber das war ich alles nicht. Obwohl es damals ein wirklich gutes Album wurde, fühlte ich mich nicht so wirklich wohl. Und an dem Punkt, als die No Angels dann den Vorentscheid gewannen, aber letztlich beim Grand Prix doch den letzten Platz belegten, da habe ich umgedacht. Und angefangen, mir meine eigene Band zu suchen und meinen eigenen Weg zu gehen. Gott sei Dank!

Das klingt frei, aber nicht einfach.

Die Musiker aus der Musikbranche sprechen eine ganz andere Sprache als die der Theaterbranche. Es war eine Herausforderung für mich, ihnen zu erklären, was ich mag. Es gibt bei mir nicht nur den einen Stil, viele wollen mich aber in eine Schublade packen, am liebsten in die der Musical-Diva. Das finde ich nicht so charmant. Für mich gibt es nur eine große Kommode mit vielen Schubladen.

Was sind Sie denn dann?

Ich bin vor allem Sängerin, aber auch Schauspielerin und Komödiantin. Leichtigkeit und Humor zu haben, ist für mich das A und O. Obwohl natürlich auch ich, wie jeder Mensch, Phasen habe, in denen ich denke: Oh man. Das hat aber dann viel mit dem Beruf zu tun, mit der Anstrengung dieses Berufs, der unglaublich schwer geworden ist. Mallorca gibt mir da Ruhe. Auch die brauche ich. Das ist wieder so ein Gegensatz, aber so bin ich halt.

Sind Sie eine Diva?

Nein. Aus mir wird wegen meiner Position immer gerne eine Diva gemacht, aber das bin ich nicht. Privat stelle ich mich nicht so in den Vordergrund. Und auch auf der Bühne stehe ich nicht gerne alleine, sondern habe meine Leute um mich herum. Ich bin Teamplayer. Ich habe auch nie das Ziel gehabt, ein großer Weltstar zu werden. Dafür bin ich zu sehr familiär verbunden in Hamburg.

Was ist dann Mallorca für Sie? Die große Bühne erwartet Sie hier ja nicht.

Nein, um Gottes willen. Die Bühne und die Konzerte sind für mich in Deutschland. Dort verdiene ich mein Geld. Hier auf Mallorca will ich auch wirken, aber in einem anderen Rahmen. Es darf keine Anstrengung sein. Mallorca ist für mich vor allem auch ein Rückzugsort. Hier werde ich nicht voll aufdrehen, das mache ich bei den Konzerten in Deutschland. Aber ich habe schon vor Jahren ein Konzept aufgebaut, „Caros Salon“, damals in meiner großen Wohnung in Hamburg. Ein Meet and Greet von verschiedenen Künstlern, Musikern und Menschen, Life-Sessions, bei denen etwas entsteht. Schon vor Jahren dachte ich, dass ich so etwas gerne einmal auf Mallorca aufbauen würde. In unserem Haus hier wäre das nun möglich. Mal sehen, was sich ergibt.

Der Auftritt am 10. Mai ist ausverkauft. Karten für den Zusatztermin am 11. Mai im Can Gats in Santanyí gibt es hier.

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